Erfahrungsbericht Ole

Ein bisschen Mama, ein bisschen Papa und ganz viel Wunder! 

Ich war 28 Jahre, Sportwissenschaftlerin, mit einer positiven Einstellung zum Leben. 
Die Schwangerschaft verlief unproblematisch – bis zur 28. SSW: vorzeitige Wehen, geöffneter Muttermund, Blutungen, Blasensprung. 
Unseren kleinen Ole auf natürlichem Weg spontan entbinden zu können, war für mich ein großes Geschenk. Mit 1.450g und 39cm kam er in der 28. SSW zur Welt. 
Der Weg von der Entbindungsstation zur Intensivstation führte über einen langen, ruhigen Gang. Neonlichter flackerten ungleichmäßig und warfen lange Schatten über den polierten Fußboden. In unseren Köpfen waren die Bilder von blauhäutigen, kleinen nackten Wesen, verkabelt, in einer sterilen, kalten Umgebung eingesperrt zu ihrem eigenen Wohl. 

An der Tür der ITS empfing uns der Diensthabende Arzt. Keine Gratulation sondern harte „Begrüßungsworte“ ließen mich erstarren. „Ein beatmetes Kind ist immer ein schwer krankes Kind“ – wie einfühlsam! Wir wurden an einigen Inkubatoren vorbei geführt. Nur flüchtig nahm ich die Babys darin wahr. Und dann konnten wir unseren Ole zum ersten Mal sehen. In diesem Augenblick brach alles mit voller Macht über uns herein. Unser kleiner Ole allein in diesem Kasten. Wir waren so überfordert, geschockt und doch glücklich, Eltern von diesem tapferen kleinen Kerlchen zu sein. 

Erst nach der Geburt wurde uns langsam klar was geschehen war. Die nervliche Belastung war unerträglich. Wir erhofften uns so sehr ein ausführliches Gespräch mit einem Arzt oder Psychologen, um mit der akuten Situation zu Recht zu kommen. Es interessierte sich niemand, wirklich niemand, wie es uns als Eltern ging. Nach meinem physischen Wohlbefinden wurde sich erkundigt. Aber ob ich innerlich zerbreche war uninteressant. 

Ein Albtraum für mich als Mutter war die Unterbringung auf der Wöchnerinnenstation gemeinsam mit einer „glücklichen“ Mutti und ihrem Neugeborenen. Die permanente Konfrontation mit normal geborenen Babys war unerträglich. Ich hatte das Gefühl als Frau und nun Mutter komplett versagt zu haben. Ein Kind entbinden und es dann allein lassen zu müssen, hinterlässt tiefe Spuren. 
Die kommenden 10 Wochen Krankenhausaufenthalt waren ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Aus Unwissenheit entsteht Unverständnis. Zwischen Hoffnung, großer Unsicherheit und Ängsten haben wir einfach nur noch funktioniert. Heute, acht Monate später, können wir es immer noch nicht fassen, welches Glück wir hatten. 
Doch verarbeitet haben wir es noch längst nicht. 

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